Rockharz 2024

Auf dem nördlichen Harze, zwischen Blankenburg und Quedlinburg, siehet man südwärts vom Dorfe Thale eine Felsenfläche, die das Volk „des Teufels Tanzplatz“ nennt und nicht weit davon Trümmer einer alten Mauer, denen gegenüber nordwärts vom Dorfe sich ein großes Felsenriff erhebt. Jene Trümmer und dieses Riff nennt das Volk „Teufelsmauer“(Auszug Wikipedia)


Vom 03.-06.Juli fand wieder eines der schönsten Festivals des Jahres statt, das Rockharz Open Air.
Über 50 Bands fanden sich unter der Teufelsmauer ein und spielten vor ca 25000 Metalheads. Das Line-Up 2024 ist im Gegensatz zum 30jährigen Jubiläum im letzten Jahr deutlich stärker im Bereich Heavy Metal einzusortieren.
Der Vertreter aus dem Deutschrockgenre und die Bands die eher dem Rock und Folk entspringen, teilten sich mit Metal-Legenden wie Judas Priest, Dimmu Borgir und Hammerfall die Rock- und Dark-Stage.

Unser Team reiste am ersten richtigen Festivaltag, dem Mittwoch, an. Nach der Durchfahrt durch Badeborn fährt man von leicht erhöhter Position auf das Festivalgelände zu. Spätestens bei diesem Anblick von dem vor einem liegenden Gelände, stieg die Vorfreude auf ein tolles Festival. Der Veranstalter bot die Frühanreise am Dienstag gegen eine Kostenpauschale von 30€ pro Fahrzeug an, dieses haben gefühlt fast alle RHZ-Teilnehmer wahrgenommen. Uns, und sicherlich allen Anwohnern, hat es richtig gut gefallen, dass in Badeborn an der Anreisestrecke im Vorfeld alle paar Meter Dixi-Klos aufgestellt wurden. Mit unserer Mittwochsanreise sind wir dem Anreisestau entgangen.
Der Campground war bei gleichbleibenden Kartenverkäufen deutlich größer als in den letzten Jahren. Die Festivalgänger gönnen sich immer mehr Komfort und Luxus, was sich in der benötigten Quadratmeterzahl pro Person widerspiegelt.
Ebenfalls gewachsen ist das Camp für Menschen mit Handicap. Aus meiner Sicht gibt es wahrscheinlich kein Festival, dass ein so großes und ehrliches Interesse daran hat, allen Menschen, den Zugang zu einer solchen Veranstaltung zu ermöglichen und die Bedingungen von Jahr zu Jahr zu verbessern. Das Projekt „Kultur für alle“ startete 2022. Inhaltlich geht es hierbei darum, Menschen mit körperlichen Einschränkungen auf dem Festivalgelände mehr Sicherheit zu geben und ihnen eine Infrastruktur zu bieten, die bestmöglich auf die speziellen und unverzichtbaren Anforderungen ausgelegt ist.

Nach der Öffnung des Infields um 15 Uhr strömten gutgelaunte Besucher vor die gleichwertigen Bühnen. Nach Power Paladin spielte die tschechische Grindcoreband Gutalax auf der rechten Bühne, und zack war das gesamte Infield geschmückt mit Toilettenpapier, Klobürsten und Einmalanzügen, dazu kamen im laufenden Abend noch sehr viele Kaffeebecher und Pappträger für Bier & Co. Am nächsten Morgen war das gesamte Gelände wieder tadellos sauber. Vielen Dank an die fleißigen Reinigungskräfte an allen Stellen auf dem Gelände. Die Crowdsurfer auf den Müllcontainern waren schon ziemlich besonders. Ob das wohl am letzten Festivaltag auch gemacht worden wäre?
Der Timeslot am frühen Abend des ersten Tages wurde von dem diesjährigen Vertreter aus dem Bereich deutschsprachiger Rock / Deutschrock belegt. In diesem Jahr handelte es sich um die Band Kärbholz. Niemals Fallen, Ich kann es nicht ändern, Perfekt unperfekt, Kind aus Hinterwald und Tiefflieger sind einige Songs, die die sympathische Band aus Ruppichteroth auf dem Rockharz spielten.
Als nächstes folgte eine Band, mit über 20jähriger Bandgeschichte, die deutsche Metalcore-Band Callejon. Ihre meist deutschsprachigen Songtexte finden sich auf 11 Alben wieder. Nach der Festivalsaison wird sich für die Band vieles ändern, Berni, Kotsche und Kotze (beide Gitarristen und der Schlagzeuger) steigen aus der Band aus. Der Auftritt in Ballenstedt war aber noch einmal sehr überzeugend, teils mit sehr tiefgründigen Texten.
Bei der nächsten Band wissen viele Fans noch nicht wie sie eigentlich die Neubesetzung mit dem neuen Sänger finden, Oomph! mit Der Schulz. Den Frontsänger einer bestehenden Band auszuwechseln ist nicht ganz leicht, immerhin handelt es sich um die auffälligste und hörbarste Veränderung. Zu Träumst du, Labyrinth, Augen auf! und Gott ist ein Popstar hat man den Vergleich von Dero Goi und dem Schulz. Im September ´21 verließ der Sänger die Band und vor etwas über einem Jahr wurde bekannt gegeben, dass der Frontsänger von der Band Unzucht den Part bei Oomph! übernehmen würde. Im letzten Jahr wurde das neueste Album Richter und Henker unter Napalm Records veröffentlicht. Auf dem Rockharz wurden unter anderem mit Richter und Henker und nur ein Mensch 2 Songs von dem Album gespielt. Unzucht, eine auf dem Rockharz ebenfalls bekannte Band, stellte via Social Media Mitte Mai diesen Jahres ihren neuen Sänger Timm Hindorff vor. Und so dreht sich das Karussell immer weiter.



Der zweite Festivaltag startete nach Hammer King und Nyktophobia mit der Heldmaschine. Vor 8 Jahren zuletzt auf dem Rasen des Ballenstedter Flugplatzes zu Gast, spielten sie bekannte Songs wie Bestie, Springt!, auf allen Vieren und R. Mit dem Song Karl Denke, dem neuesten Song der Band feierten die Fans einen Song über den Serienmörder und Kannibalen von Münsterberg. Angelehnt an den gleichnamigen True Crime - Film von Regisseuer Heintje Peter, in dem René Anlauff, der Sänger der Heldmaschine, sein Schauspieldebüt alias Vincent Oliver in einem 106-minütigen Film gab.
„Papa Denke“: Der Menschenfresser von Münsterberg
Seine Nachbarn mochten den wortkargen Alten, der offenbar ein großes Herz für arme Leute hatte. Was sie nicht wussten: Mehr als 20 Jahre lang schlachtete und aß „Papa Denke“ die Landstreicher und Wanderarbeiter, denen er Hilfe anbot. Nachweislich 30 Menschen schlachtete Karl Denke zwischen 1903 und 1924.

Auch wenn es makaber erscheint, funktionieren Songs über so brutale Menschen immer wieder ziemlich gut. Von der Band Ost+Front einer der stärksten Songs (Honka Honka) handelt ebenfalls von dem Serienmörder, Fritz Honka und der Kneipe „Zum goldenen Handschuh“ auf Sankt Pauli.

Mit der nächsten Band, The O’Reillys and the Paddyhats (13:50-14:25 Uhr), meinte es der Wettergott nicht besonders gut. Pünktlich zum Beginn zog ein Regenschauer auf und viele Fans versuchten sich trocken unterzustellen, somit leerte sich der Bereich vor den Bühnen. Dieser kurze Regenschauer sollte aber noch im Verlauf der nächsten Stunden zu weiteren Problemen führen. Den Auftritt von Rage (16:55-17:45 Uhr) verschoben Wasserprobleme auf der Rockstage zum Beispiel um mehr als 5 Minuten. Das Wasser vom Regenschauer sammelte sich auf dem Dach der Bühne und wurde bei Windböen vom Dach getrieben, was die empfindliche Technik auf der Bühne schädigte. Somit musste die Power-Metal-Band Rage aus Herne immer wieder improvisieren.
Weitere Bands am Donnerstag waren unter anderem The Halo Effect, Hatebreed, Hammerfall und Dartagnan.



Der Freitag beim Rockharz´24 bot ein breites Spektrum an Metal-Genres und beeindruckender Performances. Mit Van Canto starteten die Besucher des RHZ in den Nachmittag mit ihrem a-cappella Metal und einem Best-of ihrer älteren Alben, inklusive des legendären Covers von Rebellion. Benediction und Dying Fetus setzten den Death-Metal-Schwerpunkt des Tages fort.
Es folgten die kanadische Power-Metal-Band Unleash the Archers unter anderem mit Songs aus Phantoma, dem neuesten Album (2024).
Kissin´Dynamite sorgten für eine explosive Atmosphäre. Auch die deutschen Rocker hatten ihr neues Album im Gepäck, allerdings wurde das 8.Studioalbum Back with a Bang erst am 07.Juli, also 2 Tage nach dem Auftritt auf dem Rockharz, veröffentlicht. Direkt nach der Veröffentlichung platzierte sich Back with a Bang auf Platz 1 der deutschen Album-Charts.


Die weiteren Highlights des Tages umfassten Auftritte von Bands wie Amaranthe, Alestorm und Dimmu Borgir, die mit ihren energiegeladenen Performances das Publikum bis spät in die Nacht hinein unterhielten.


Der letzte Festivaltag startete mit Nakkeknaekker und Parasite Inc. bevor Storm Seeker nach 2 Jahren Abstinenz wieder auf dem Acker am Flugplatz auftraten. Der Wetterbericht sagte für den Tag leider nichts Gutes voraus und so war die gespannte Frage: „Wie wird das Wetter und droht sogar eine Unterbrechung oder gar eine Absage des Rockharz´24?“ Die Wolken zogen auf und tatsächlich wurde das Infield aus Sicherheitsgründen um 15:25 Uhr, nach Mystic Prophercy, geräumt. Die Unwetterzelle entschied sich kurz vor dem Gelände dazu, einen anderen Weg zu nehmen und so kamen nur ein wenig Wind und Regen runter, das Gewitter blieb aber aus. Die Festivalteilnehmer verbrachten die Zeit im besten Fall in ihren Autos, natürlich waren in dieser Zeit auch die Dusch- und Toilettencontainer gesperrt. 3 Bands, Nestor, Avatarium und Draconian, fielen dem Unwetter zum Opfer und konnten ihre Slots nicht spielen. Allen drei Gruppen wird ein Slot für das Rockharz 2025 angeboten, um den ausgefallenen Auftritt nachzuholen. Die Öffnung des Infields fand um 16:45 Uhr statt und ab 17:55 Uhr ging das Programm mit Orden Ogan ganz normal weiter. 
Die Folk-Metal-Band spielte unter anderem die neuen Tracks Conquest und Moon Fire, aber auch ältere, geschätzte Songs wie Come with me to the other side und The things we believe in.
Nach Soilwork kam eine Band, auf die viele unfassbar gespannt waren. Wie wird die Umsetzung?
Ist der Sänger der Band anwesend? Wie geht es ihm nach der kräftezehrenden Erkrankung?
Die Rede ist von Schandmaul. Nach der Erkennung und Bekämpfung des Karzinoms im Rachenraum bei Sänger Thomas Lindner wurde die Band Schandmaul verständlicherweise in Zwangspause geschickt. Die Behandlung hat Spuren hinterlassen und mindestens für dieses Jahr wird es kraftmäßig gesanglich noch nicht reichen. Nach einer persönlichen Erklärung von Thomas spielte er während des Auftrittes Instrumente und überließ die Gesangsparte Marco Klingel, der seit vielen Jahren der Vocal-Coach von Thomas bei den Musikproduktionen und seither ein guter Freund der Band ist. Alea der Bescheidene, der Sänger von Saltatio Mortis, der als Festivalteilnehmer auf dem Rockharz anwesend war, unterstützte Marco bei einigen Songs. Mit Alea war eine Rampensau auf der Bühne anwesend, der weiß wie er mit Fans wie dem Rockharzpublikum umgehen muss und sie richtig anheizen kann. Die Show ging eine komplette Stunde und es wurden die Klassiker von Schandmaul zum Besten gegeben, darunter das Hexeneinmaleins, Traumtänzer, an der Tafelrunde, der Teufel..., Bunt und nicht braun, Knüppel aus dem Sack, Walpurgisnacht und Dein Anblick. Viele Anwesende empfanden den kompletten Auftritt als extrem emotional. Wir wünschen dem Sänger von Schandmaul nur das Beste, klar geht es immer erst einmal um die Gesundheit, allerdings hängt bei einem Berufsmusiker, speziell einem Sänger, natürlich vieles an der Stimme.


Nach Judas Priest fand die übliche Verabschiedung des Veranstalters mit Dankesworten an alle Beteiligten und den über 500 Personen, die für das Rockharz gearbeitet haben, statt. Danach befand sich das Festival auf der Zielgeraden. Hypocrisy, Lordi und Faun läuteten das Ende des Rockharz 2024 ein.

Bei dem Rockharz handelt es sich um eines der angenehmsten Festivals in Deutschland. Die Besucher sind freundlich und hilfsbereit. Es gibt keine sichtbaren Aggressionen und man fühlt sich auch alleine auf dem Gelände relativ sicher. Die Bands spielen auf den beiden Bühnen und man muss sich nicht für bestimmte Bands entscheiden, wenn man will, kann man einfach alle sehen. Die 25.000 Besucher sind für das Gelände eine perfekte Anzahl und der Aufbau vom Campground und dem Infield sind durchdacht und passend. Das Wetter kann niemand planen, allerdings empfanden es viele in diesem Jahr als angenehmer, als letztes Jahr, bei sengender Hitze und Sonnenschein.

Auch wir sagen „Danke“ an die gesamte Rockharz Open Air- Familie. Ein riesiger Dank geht natürlich auch an alle Kräfte der örtlichen Feuerwehr, der DLRG und des Malteser Hilfsdienstes.

Der Vorverkauf für eines der besten Festivals Deutschlands für das Jahr 2025 hat bereits begonnen, alle weiteren Informationen sind unter folgendem Link https://shop.rockharz-festival.com/ zu finden. Eine kleine Hiobsbotschaft gibt es allerdings, kurz nach Vorverkaufsstart, war das Festival bereits ausverkauft. Falls jemand trotzdem noch Karten kaufen möchte, sollten bitte nur die offiziellen Ticketbörsen genutzt werden. 


Es war ein tolles Fest unter Gleichgesinnten und wir freuen uns schon voller Vorfreude auf das Rockharz Open Air 2025 vom 02-05. Juli 2025.


Fotos vom Rockharz Open Air 2024 findet ihr hier in unserer Galerie.
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See you at the Devil´s Wall!




Bilder: Jerome Jakob
Text: Maren Jakob
Veröffentlicht: 15.07.2024